- 11. September 2020
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Loreen Lensdorf: Politik ist gar nicht so streng..
„Ich habe gelernt, dass Politik gar nicht so streng ist, wie ich dachte…“
„… und dass auch junge Menschen da mitmachen können.“ Ein tolles Fazit zog diese Schülerin der 9. Klasse der Gesamtschule Brakel. Politiklehrerinnen und -lehrer der Brakeler Gesamtschule wollen den 9. und 10. Klassen die Kommunalpolitik näherbringen. Dazu führen sie nicht nur Juniorwahlen durch, sondern laden auch viele Kommunalpolitikerinnen und -politiker ein, im Unterricht den Klassen Frage und Antwort zu stehen. Dabei schreiben sie jede Partei an, denn sie wollen objektiv den Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit bieten, in die politische Welt hineinzuschnuppern. Am Mittwoch, den 9.9.2020 besuchte ich – Loreen Lensdorf, Kreistagskandidatin der SPD – die öffentliche Schule. Dabei war ich nicht nur eine der wenigen Frauen, die kommunalpolitisch aktiv sind, sondern auch mit meinen 22 Jahren die deutlich jüngste Kandidatin, die den Unterricht dieser Klassen besuchte.
Zuerst stand der Politikunterricht der 9d auf meinem Stundenplan. Die Jugendlichen stellten viele interessierte Fragen. Besonders wichtig war ihnen dabei das Thema Umweltschutz und meine Meinung zur AfD. Auch spezifischere Fragen wurden gestellt: „Was genau willst du im Kreis Höxter verändern?“ Am Ende bat der Lehrer die Schülerinnen und Schüler, drei Sätze aufzuschreiben, was sie heute gelernt haben. Ein Schüler sagte: „Ich habe gelernt, dass Umweltschutz wichtig ist.“ Der nächste sagte: „Das wollte ich auch gerade sagen.“ Eine Schülerin, die sich freiwillig meldete, sagte: „Ich habe gelernt, dass Politik gar nicht so streng ist, wie ich dachte und dass auch junge Menschen da mitmachen können.“ Ein tolles Fazit.
Drei Unterrichtsstunden später, eine Jahrgangsstufe weiter – im Unterricht der 10c. Zwei gut vorbereitete Moderatoren aus den Reihen der Klasse leiteten den interaktiven Unterricht. Um mich besser kennenzulernen, eröffneten sie die Stunde mit einer Schnellantwortrunde, bei der ich spontan Satzanfänge wie „Mein Hobby ist…“ um eine Antwort ergänzen sollte. Diese Klasse stellte sehr viele Fragen, teilweise bereits im Unterricht vorbereite. Von privat bis politisch, von abstrakt bis konkret war alles dabei: „Was schätzt du und was missfällt dir an anderen Parteien? Wie lange bist du schon in der SPD? Unterstützt deine Familie dich? Was studierst du? Was willst du im Kreis Höxter verändern? Was macht der Kreistag eigentlich?“ Außerdem richtete die Lehrerin der Klasse eine Bitte an die Kommunalpolitik. Sie wünsche sich ein Konzept, das Eltern an ihre Verantwortung erinnert, Elternsprechtage und Elternpflegschaftssitzungen wahrzunehmen. Ihr missfalle, dass Eltern sich zwar über Noten des Kindes und Gegebenheiten in der Schule zunehmend beschweren, aber Angebote, die Lehrkräfte den Eltern machen, um aktiv mitzuwirken, nur sehr selten wahrnehmen. Leider stößt Kommunalpolitik hier an ihre Grenzen. Bildung ist im Wesentlichen ein landespolitisches Thema, Kommunalpolitik kann sich hier nur um Gebäude kümmern, nicht um das innerschulische Verhalten.
Direkt im Anschluss ging es in den Politikunterricht der 10a und der 10c, die zu diesem besonderen Anlass zusammen „Unterricht“ hatten. Auch hier waren die beiden Moderatorinnen super vorbereitet, auch hier wurde mit einer Schnellantwortrunde eröffnet. Die Fragen der Schülerinnen und Schüler waren erneut sehr vielschichtig: „Gehst du auch mal feiern? Hast du schon immer eine soziale Einstellung gehabt? Wofür ist der Kreistag zuständig? Was sind Jusos?“ Geschlossen wurde diese Runde mit sehr anerkennenden Worten der Moderation an mich, ich freute mich sehr über das positive Feedback.
Mein ganz persönliches Fazit des Tages
Der Tag an der Gesamtschule Brakel war super! Die Schülerinnen und Schüler haben so viele spannende Fragen gestellt, und auch im Lehrerzimmer wurde großes Interesse an mir gezeigt – es hat sich einfach gelohnt, zu kommen. Persönliches Highlight war der Satz der Neuntklässlerin, dass Politik ja doch nicht so streng sei, wie sie dachte! Anscheinend fand man mich also sogar recht cool. Zum Abschied wurde mir ein Glas Honig geschenkt. Hergestellt in der Gesamtschule Brakel selbst, die eine Bienen-AG hat! Habe ihn schon probiert, sehr lecker! An der Bushaltestelle (ich fuhr auch mit dem Bus) traf ich einige aus den Klassen wieder. Eine Schülerin der 10. Klasse bestätigte mir nochmal, dass sie die Stunde mit mir sehr interessant fand. Ein 16-jähriger und damit wahlberechtigter Schüler der gleichen Klasse machte seinem Ärger über Politik bei mir Luft. Er würde jetzt nicht wählen gehen und werde es auch nie im Leben tun, generell fühle er sich durch Schule und Straßenwahlkampf ganz schön gezwungen, doch bitte wählen zu gehen, obwohl es doch auch zur Demokratie gehöre, nicht zu wählen. Trotz eines diplomatischen Versuchs meinerseits, ihn zu überzeugen, dass Wählen wichtig sei, blieb er sehr stur, ging nicht auf meine Argumente ein. Das ist schade. Umso mehr gefreut habe ich mich, als ich abends auf Instagram gegangen bin. Über zehn neue Follower, die an meinem politischen Werdegang interessiert sind. Und eine Nachricht in meinem Postfach. Bei einer Schülerin habe ich das Interesse an den Jusos und der SPD so sehr geweckt, dass sie unserer Jungpartei gerne beitreten möchte, um selbst einen Einstieg ins politische Engagement zu finden. Weiter so, Gesamtschule Brakel! Ich komme gerne wieder.